Autor: Takis Michas
Die Epoche, die wir in Griechenland durchleben, wird nicht nur als die Epoche der großen Krise in die Geschichte eingehen. Sie wird auch als die Epoche der großen Mythen in den Annalen verbleiben. Einer dieser Mythen, der nach den Vorfällen auf Hydra eine neue Blüte erleb, istt: „Wenn die Griechen ihre Steuern zahlen würden, hätten wir nicht die Schulden und Defizite, die wir heute haben.„
Dieser Mythos, der die Krise auf die auf die Steuerhinterziehung zurückführt, ist leider nicht nur einfach in Griechenland, sondern auch im Ausland weit verbreitet. Natürlich steht er in keinem Bezug zur Realität. Es trifft genau das Gegenteil zu: Gäbe es in Griechenland keine Steuerhinterziehung, wären die Schulden und Defizite noch höher!
Angenommen, die Steuerhinterziehung in Griechenland ist wirklich groß. Bedeutet dies, dass die Defizite geringer wären, wenn die Bürger die ihnen entsprechenden Steuern zahlen würden? Sicherlich nicht. Die Defizite und Kredite entstanden, um im Rahmen des von „Kundenbeziehungen“ beherrschten politischen Systems den riesigen und antiproduktiven öffentlichen Sektor zu füttern. Wenn nun alle Griechen ihre Steuern zahlten, wäre das Einzige, was geschehen würde, dass der öffentliche Sektor noch größer und seine Gehälter noch höher wären. Wenn es keine Steuerhinterziehung gäbe, würden die staatlichen Bediensteten 3 Millionen tangieren, das Durchschnittsgehalt bei den öffentlichen Unternehmen 5.000 Euro betragen und die ERT nicht einfach nur mehr Personal als der CNN, sondern mehr als CNN und BBC zusammen beschäftigen! Ebenfalls wäre die Anzahl der „Behinderten“-Renten dreimal höher als heute, und nicht nur die unverheirateten Töchter staatlicher Beamten, aber auch die verheirateten sowie die Enkel und Urenkel hätten einen Rentenanspruch!
Mit anderen Worten, wenn es keine Steuerhinterziehung gäbe, würden die Defizite und Kredite im besten Fall auf den selben Ebenen wie heute verbleiben. Höchstwahrscheinlich würden sie jedoch auf noch höheren Niveaus liegen. Weil ganz einfach der öffentliche Sektor noch größer als heute wäre, mit dem Ergebnis, dass die Produktivität und die Wettbewerbsfähigkeit des Landes sich auf einem noch niedrigeren Niveau als heute befinden würde.
Die Folgen einer Handlung differieren von Gesellschaft zu Gesellschaft und hängen von der führenden Logik ab, die im gegebenen Raum vorherrscht. Beispielsweise trägt in Dänemark die Entrichtung der Steuern zur Senkung der Defizite bei. In Griechenland dagegen, wo die vorherrschende Logik jene des Kundensystems ist, bedeutet die Entrichtung von Steuern einfach nur die Ausweitung des öffentlichen Sektors, während die Defizite – im besten Fall – auf dem selben hohen Niveau verbleiben.
Quelle: Protagon
Deutsche Übersetzung: Griechenland-Blog