Autor: Panos Kolokotronis
Krise und Vollendung
Es ist unbeschreiblich, wie sehr Deutschland die Vollendung der Vereinigung Europas will. Seit vielen Jahrzehnten, und nicht zu vergessen, dass es zwei Weltkriege verursachte, welche die Mehrheit der Länder in Schutt und Asche hinterließen, und das griechische Gold – sprich den „Besatzungskredit“ – zu Staub machte.
Außerdem sind für den Staat als Gebilde weniger die Entschädigungen für die deutschen Bestialitäten das zentrale Thema. Diese stellen eine Rehabilitierung der Nachfahren all jener dar, die durch die deutschen Barbareien ihr Leben verloren. Das zentrale Thema ist die Rückzahlung des Besatzungskredits, der in Vergessenheit gerät.
Berlin also, das weiterhin von der vollständigen Kontrolle des Alten Kontinents träumt, teilte in den letzten Tagen bzw. in Erwartung der Zuflucht auch Spaniens zu dem Rettungsmechanismus mit, die Vollendung Europas müsse beschleunigt werden. Bezeichnend sind die gegenüber der französischen „Figaro“ abgegebenen Erklärungen des Außenminister des Landes, Guido Westerwelle, der das Thema praktisch auf seine Basis brachte. Indem er also äußerte, „die Krise zeigte, dass die Notwendigkeit zur Beschleunigung der Vollendung besteht„, meint er im Wesentlichen, dass es für den starken Norden eine Gelegenheit sei, den wirtschaftlich schwachen Süden zu „absorbieren“.
Außerdem, für Deutschland und speziell seinen Außenminister „ist Europa mehr als nur ein gemeinsamer Markt und eine gemeinsame Währung. Es ist eine Gemeinschaft zum Ausdruck einer Kultur.“ So wie wir sagen, in welchem Bezug steht die griechische Küche zu der polnischen und die spanische zu der finnländischen Musik? Von einer solchen kulturellen Osmose sprechen wir!
Nein, wie sich Europa heute präsentiert, besteht es in nichts anderem außer einem geographischen Begriff – und selbst das ist relativ. Sei es auch einem wirtschaftlichen, wegen der gemeinsamen Währung, die jedoch allerdings nur für 12 der 27 Mitglieder der Union gemeinsam ist. Das Europa der christlichen Religion, des römischen Rechts und der griechischen Kultur, als Definition des Paul Valéri, besteht nicht nur nicht, sondern tendiert vor dem Willen der mächtigen Akteure nach Macht mit Füßen getreten zu werden – auf Basis auch der nietzschen Philosophie.
Die Schuman-Vision bezüglich einer Vereinigung der Länder, damit ein neuer Krieg vermieden wird (genauer gesagt war das Ziel die völlige Kontrolle der deutschen Wirtschaft, daher auch die Montanunion), wurde vollständig in ein deutsches Bestreben umgekehrt, alles und jeden zu kontrollieren. Und das müssen wir eingestehen, nämlich dass es einen deutschen Erfolg trotz der Tatsache gab, dass zu dem wirtschaftlichen Wiederaufbau Deutschland alle beitrugen – von der Wirtschaftshilfe der USA bis hin zu den griechischen Arbeitskräften.
Die große Frage ist also, unter welchen Bedingungen und Umständen wir Europäer diese Vollendung wünschen. Weil sich der sogenannte Euroskeptizismus inzwischen zu einer Reaktion auf eine Union nicht auf Basis der Parität, sondern auf Basis der vollständigen Unterjochung wandelt. Und so etwas wird nicht leicht akzeptiert werden.
Quelle: Vradyni
Deutsche Übersetzung: Griechenland-Blog