Parteiausschluss Ex-Finanzministers in Griechenland wegen Lagarde-Liste
Datenabgleich brachte Manipulation zu Tage
Zur Vorgeschichte sei angemerkt, dass in Griechenland das Original der bereits 2010 von der damaligen französischen Finanzministerin Christine Lagarde übermittelten Liste mit den Namen etwa 2.000 griechischer Inhaber von Konten bei der schweizerischen Bank HSBC, welche Liste wiederum aus Kundendaten herrührte, die der ehemalige HSBC-Angestellte Hervé Falciani bei der Bank entwendet hatte, auf mysteriöse Weise verloren ging und letztendlich nur noch eine Kopie auffindbar war.
Als Im Herbst 2012 das Thema der in Rede stehenden „Lagarde-Liste“ und ihrer Auswertung (wieder) aufs Tapet gebracht wurde, übermittelte der heutige PASOK-Vorsitzende Evangelos Venizelos an Premierminister Antonis Samaras eine Kopie der umstrittenen Liste, die ihm laut seinen Erklärungen übergeben worden war, als er – in Nachfolge seines Amtsvorgängers Giorgos Papakonstantinou – selbst das Amt des Finanzministers antrat.
Bei dem Vergleich dieser von Evangelos Venizelos übermittelten und von Anfang an bezüglich ihrer Authentizität in Frage gestellten Kopie mit der gegen Mitte Dezember 2012 von Frankreich erneut bereitgestellten – und wie offiziell versichert – „originalen“ Liste wurde festgestellt, dass in der Kopie der Liste die Namen konkreter – aus dem verwandtschaftlichen Umfeld des ehemaligen Finanzministers Giorgos Papakonstatinou stammender Personen – fehlten bzw. offensichtlich gelöscht worden waren.
Papakonstinou: Ich werde nicht Sühneopfer für die Lagarde-Liste werden
„Ich werde nicht die Konstruktion einer Schuld dort akzeptieren, wo sie nicht existiert, noch werde ich zum Sühneopfer in diesem Fall werden„, betont in seiner Erklärung der ehemalige Finanzminister der PASOK-Partei, Giorgos Papakonstantinou, nach dem Sturm, der sich infolge der bei der Lagarde-Liste aufgedeckten Abweichungen erhob.
Herr Papakonstantinou erklärt, in keinem Zusammenhang mit den Konten der Liste zu stehen und keine Manipulation der Daten vorgenommen zu haben, die er von den französischen Behörden erhielt. Detailliert lautet die Erklärung des ehemaligen Ministers wie folgend:
„In den letzten Stunden erfolgt ein elendiges Verfahren von Verlautbarungen und Beschreibungen von Namen rund um die „Lagarde-Liste“, wonach Personen meines weitläufigeren verwandtschaftlichen Umfelds „fotografiert“ und Vermutungen über eine „Manipulation“ angestellt werden.
Ich erkläre kategorisch Folgendes:
- Ich stand und stehe in absolut keinerlei Bezug zu irgendeinem Konto der Liste.
- Ich habe absolut keinerlei Eingriff in die Daten vorgenommen, welche ich von den französischen Behörden anforderte und erhielt – ich übergab den zuständigen (griechischen) Behörden die vollständigen mir übergebenen Daten.
- Wenn es auf der Liste Konten gibt, die sich auf Personen meines weitläufigeren verwandtschaftlichen Umfelds beziehen, handelt es sich um etwas, von dem ich bis heute keine Kenntnis hatte.
- Es ist selbstverständlich, dass all diese Konten vollumfänglich überprüft werden, damit die Wahrheit erscheint.
Ich werde weder die Konstruktion einer Schuld dort akzeptieren, wo sie nicht existiert, noch werde ich in diesem Fall zum Sühneopfer werden. Außerdem sorgte ich auf meine Initiative dafür, dass diese Daten in Griechenland angelangen, und übergab sie an die SDOE, damit eine Überprüfung erfolgt.
Ich verlange, dass alle Fakten – namentlich und umgehend – an das Licht gelangen und eine vollumfängliche Untersuchung erfolgt.„
(Quelle: in.gr)
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Die PASOK ist genau so korrupt wie in Deutschland die SPD – beide sind keine Arbeiterparteien mehr und beide sind vor allem keine linke Parteien mehr!
@hellasmaus
Das betrifft nicht nur die SPD, sondern alle großen Parteien. Beweise/Berichte dazu finden sich genug im Internet.
Mir geht das ja immer ein bisschen schnell mit der Ausschließeritis in griechischen Parteien. Ohne jegliches Recht, sich verteidigen zu dürfen? Hinterlässt zumindest den Eindruck sehr autoritärer und wenig demokratischer Strukturen. Und erledigt keineswegs den notwendigen Fragebedarf.
Die Datei war etwa eineinhalb Jahre „verschwunden“. Papakonstantinou will die CD an die SDOE weitergegeben haben, die angeblich damit nichts anfangen konnte oder wollte, weil das ja angeblich illegal erworbene Daten waren. Wieso konnten dann andere europäische Regierungen auf dieser Grundlage hinterzogene Steuern eintreiben, nur die griechische nicht? Wer ist verantwortlich für diese Argumentation?
Was hat die SDOE mit dieser CD gemacht? Geschreddert? Wieso taucht dann die Datei eineinhalb Jahre später auf einem USB-Stick bei Venizelos wieder auf, gekürzt um drei einzelne Datensätze? Wie ist sie dort hingekommen?
Eineinhalb Jahre sind eine lange Zeit, in der, wer immer diesen Datensatz in Händen hielt, nach Belieben manipulieren konnte. Die Kusinen von Georgios Papakonstantinou sind identisch mit den Töchtern des Michalis Papakonstantinou, Außenminister unter Mitsotakis (ND)?
Die forsche Presseerklärung der PASOK lässt mir den Fragebedarf an Evangelos Venizelos nur noch dringlicher erscheinen, statt ihn zu erledigen.